Hessische Debütanten zeigen vielversprechende Leistungen auf Para Judo World Cup

Vom 21. bis zum 24. April fand in Antalya (Türkei) ein World Cup in der Sportart Para Judo statt. Die sehbehinderten und blinden Judoka aus 19 Nationen kamen in die Türkei, um sich dort auf der Judomatte sportlich zu messen und eine Standortbestimmung im internationalen Feld vorzunehmen. Die Judoka Vanessa Wagner (blind seit ihrer Geburt) und der erblindete Lennart Sass stellten dieses Mal die kleine deutsche Athletengruppe dar. Beide Athleten sind sowohl Mitglieder des HJV als auch des Hessischen Behinderten- und Rehabilitationssportverbands (HBRS), in dem sie dem Hessischen Landeskader angehören. Eine weitere Gemeinsamkeit teilen die beiden jungen Judoka, denn sie sind vor Kurzem in den Nachwuchskader des Deutschen Behindertensportverbands (DBS) berufen worden. Als Newcomer im internationalen Para Judo mussten sie zunächst offiziell „international klassifiziert“ werden, was bedeutet, dass beide von mehreren lizenzierten Augenärzten der „International Blind Sports Federation“ (IBSA) ein weiteres Mal auf ihre Sehfähigkeit überprüft wurden. Athleten, die blind sind, gehören der Schädigungsklasse J1 an, Judoka mit noch einem Restsehvermögen (Sehschärfe unter 5%) gehören der Gruppe der stark Sehbehinderten (J2) an. Die deutsche Delegation bestand zusätzlich noch aus dem zweiköpfigen Trainerteam Markus Zaumbrecher (Hessen) und Matthias Krieger (Baden-Württemberg).
Beim Wettkampf zeigte die auf internationaler Bühne noch relativ unerfahrene Judoka Vanessa Wagner gute Leistungen und konnte auf ihr eintrainiertes Repertoire angemessen zugreifen, wodurch sie nur knapp den dritten Platz verfehlte. Lennart Sass hat sich in der Gewichtsklasse bis 73 kg durch ein großes Konkurrenzfeld kämpfen müssen, was ihm mit Bravour gelang. Beim Kampf um die Bronzemedaille fehlte das manchmal nötige Quäntchen Glück, so dass der Debütant den World Cup erfolgreich mit einem ehrenwerten 5. Platz beenden konnte.
Markus Zaumbrecher, zuständiger Trainer für den bundesdeutschen Para Judo Nachwuchs sowie Hessischer Landestrainer Para Judo, war sehr zufrieden mit dem Auftritt der beiden Neulinge. „Nach den Paralympics ist vor den Paralympics, und weil die Qualifikationsphase dafür noch in diesem Jahr beginnt, ist jeder Wettkampf im internationalen Kontext vor allem für die neuen Athlet*innen äußerst wichtig“. Seit Jahresanfang gelten im Para Judo neue Regularien, die unter anderem zur Folge haben, dass blinde Athlet*innen (J1) nun nur noch untereinander kämpfen, was früher nicht der Fall war, da sie sich damals auch gegen die stark Sehbehinderten behaupten mussten. „Durch die Neuregelung ist mehr Gerechtigkeit ins Para Judo eingezogen, denn alleine schon das Erlernen und Erreichen eines wettkampftauglichen internationalen Niveaus dauert bei Blinden in der Regel unglaublich viel länger als bei Judoka, die noch über eine Restsehfähigkeit verfügen.“
In Hessen gibt es im Vergleich zu den anderen Bundesländern mit Abstand die meisten blinden Judoka, was auf den Standort blista Marburg zurückzuführen ist. Dort können die Sehbehinderten und Blinden nicht nur eine behinderungsgerechte berufsorientierte oder schulische Ausbildung bis zum Abitur absolvieren, sondern an dem deutschlandweit einmaligen paralympischen Trainingszentrum für Menschen mit Blindheit und Sehbehinderung systematisch in den Leistungssport begleitet werden. „Durch die Aufwertung Blinder im Sehbehinderten Judo ist davon auszugehen, dass der Anteil hessischer Para Judoka erfreulicherweise noch deutlich weiter ansteigen wird“, resümiert der HBRS Landestrainer.

 

Autor: M. Kunzmann / M. Zaumbrecher

Foto: Jones

   
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